Jetlag im Herz
Ich bin nachdenklich. Darum sitze ich jetzt gerade hier im Bett, das Laptop auf dem Schoß, und muss schreiben.
Es ist halb sechs Uhr morgens, draußen regnet es schon wieder, und der Jetlag sitzt mir noch etwas in den Knochen. Seit zwei Tagen bin ich jetzt von meiner Sri Lanka Reise wieder zurück – aber angekommen bin ich noch lange nicht.
In Gedanken bin ich noch immer dort unterwegs, in meinem Kopf läuft die Dauervorstellung meines „Reiseblockbusters“ mit all den Eindrücken und Erlebnissen die ich auf der „kleinen“ Insel erlebt habe.
Draußen fahren für mich immer noch Tuk-Tuks statt Taxis und mein Magen knurrt nach scharfem Dhal Curry mit knusprigen Papadams. Stattdessen blinkt hier schon die Weihnachtsdekoration an allen Schaufenstern und die Glühweinbuden werden aufgebaut.
Ich bin einfach noch nicht so weit …
Der erste Tag im Büro am Schreibtisch – einfach nur stressig. Mails checken, Mails im Minutentakt schreiben, Kundenwünsche erfüllen, KVAs raus hauen, auf Knopfdruck kreativ sein, das Telefon klingelt gefühlt permanent, der Computer streikt mal wieder …
… ich funktioniere einfach nur. Rufe meine Arbeitsmuster ab und robote vor mich hin.
Im Supermarkt weiß ich nicht, was ich kaufen soll – zwischen den Regalen stehe ich da wie bestellt und nicht abgeholt. Ich hab noch keine Lust auf Brot mit Käse. Ich möchte scharfe Nudelsuppe frühstücken und echtes, frisches Gemüse kaufen. Nicht die gleichförmigen, abgezählten und in Plastik eingepackten Teile.
An der Kasse mal wieder diese Frage: „Payback-Karte?“ Seit Jahren gehe ich jetzt fast jeden Mittag in diesen Supermarkt … NEIN, ich habe KEINE scheiß Payback-Karte.
Unterwegs habe ich mein zu Hause nicht vermisst. Auch wenn sich das hart und traurig anhört. Jetzt bin ich zu Hause, und vermisse es, weg zu sein.
Gerade erst angekommen und schon wieder Fernweh. Na toll.
Ich war einfach noch nicht bereit schon wieder zurück zukommen. Noch nicht bereit wieder jeden morgen in einer überfüllten U-Bahn zur Arbeit zu gurken, die nächsten Wochen in absoluter Grauheit und Kälte zu verbringen, und auch noch nicht bereit wieder Monate lang auf den nächsten Urlaub zu warten …
Die Zeit war einfach zu kurz.
Wenn ich diese Gefühle jemanden anvertraue, kommt ganz oft folgendes zurück: „Ach ja, jetzt hör aber auf, immerhin hast Du überhaupt Urlaub. Und hier ist es doch auch schön.“ Dann möchte ich am liebsten schreien.
Wo ist nur meine Freiheit geblieben, die ich vor zwei Tagen noch so stark von Kopf bis Fuß gefühlt habe?
Ich denke, ich muss was ändern, damit ich ihr nicht immer hinterherreisen muss … dann geht bestimmt auch der Jetlag wieder weg.
Na ja, Kopf runter und durch. So schnell wie möglich wieder in den Alltagstrott kommen. Für mich geht das am besten. Denn sobald mich der 9to5 Job wieder hat ist der erste schritt zur nächsten Auszeit schon gemacht – Arbeitsbeginn 😉
Ach Jennifer
Wenn du wüsstest wie sehr du mir mit deinem Bericht aus der Seele sprichst. Der Winter Blues ist echt ein Graus. Und der nächste Urlaub in weiter Ferne. Jetzt sind wir schon 2 mit einer gehörigen portion Fernweh – tut gut nicht alleine leiden zu müssen…oder gemeinsam ists einfacher die Zeit zu überstehen.
Hi Urs,
das freut mich, dass ich nicht alleine bin! Hast Du denn ein Geheimrezept wie man den „Jetlag“ am besten übersteht?? 🙂
lieben Gruß!