Adams Peak Sri Lanka – There ain’t no mountain high enough
Noch nie in meinem Leben habe ich so geschwitzt!
Noch nie haben meine Waden so sehr gebrannt wie an diesem Tag! Und noch nie habe ich einen so atemberaubenden Ausblick gehabt wie von diesem Berg!
Jeder der sich auf seine Reise nach Sri Lanka vorbereitet, kommt um ihn bestimmt nicht herum: den Adams Peak.
Er ist der höchste Berg in Sri Lanka und dazu noch eine besonders heilige Stätte für Buddhisten, Christen, Hinduisten und Muslime – denn hier gibt’s einen besonderen Fußabdruck, den „Sri Pada“, zu sehen. Je nach Glaubensrichtung ist es der Fußabdruck von Buddha, Adam, Shiva oder des Apostel Thomas. Schön, dass sich so viele Religionen den „Sri Pada“ einfach teilen.
Der Adams Peak liegt auf 2.234 Metern Höhe und ist über mehr als 5.000 Stufen zu erreichen. Bester Ausgangspunkt dafür bietet Dalhousie (sprich: Dellhaus). Für gewöhnlich kann man mit dem Zug nach Hatton und von dort dann weiter mit einem Shuttlebus oder Tuk-Tuk nach Dalhousie fahren.
In Dalhousie gibt’s zahlreiche Unterkünfte für Reisende und Pilger, für alle Preisklassen. Am besten Du schaust Dir vorab einfach ein paar im Reiseführer heraus, und guckst Dir diese dann vor Ort an. Wo es Dir gefällt, bleibst Du dann einfach.
Ich war selbst 2 Tage in Dalhousie. Am ersten bin ich Nachmittags angekommen, habe mich einquartiert und mich dann einfach nur ausgeruht damit ich für den nächtlichen Start fit bin.
Warum nachts? Damit wir bei Sonnenaufgang auf dem Gipfel sind. Wir sind realtiv fit und rechnen mit einem ca. 4-stündigem Aufstieg.
Das bedeutet 4 Stunden lang Treppen steigen. Oh man …
Einer der beeindruckensten Momente vor dem Aufstieg: Als ich auf dem Balkon meiner Unterkunft stand und hinauf sah zum Gipfel und dachte: Waaaaas??? Da ganz oben geh ich rauf?? Unmöglich!
Von außen und unten betrachtet konnte ich mir nicht vorstellen, wie dort überhaupt Stufen sein können zum raufsteigen. Es sieht einfach so unglaublich steil aus!
Den Tag über machen Lexi und ich einfach gar nichts mehr außer relaxen, zu Abend essen und schon mal Proviant für die Nacht und den Aufstieg zu bestellen. Alle Unterkünfte sind natürlich darauf vorbereitet, dass fast alle Gäste vorhaben den Adams Peak zu besteigen. Du kannst bequem Essen am Abend vorher bestellen, um es dann in der Nacht mitzunehmen – was ich Dir auch empfehlen würde.
Dann klingelt der Wecker – 2 Uhr Nachts.
Und ich denke nur: „Ich sterbe.“ Ich bin einfach nur müde und frage mich direkt, warum ich mich im Urlaub um 2 Uhr Nachts aus dem Bett quäle, nur um stundenlang auf einen blöden Berg zu stiefeln!
Egal – wir stehen auf, machen uns fertig und ziehen uns warm an, denn draußen ist es noch relativ kühl. Eine halbe Stunde später, mit Proviant und ausreichend Wasser im Rucksack gehen wir dann los.
Unsere Taschenlampen leuchten uns den Weg und unterwegs sehen wir vereinzelt noch weitere Touristen, die ebenfalls auf den Gipfel wollen.
Pilger sind keine unterwegs, denn die Hauptpilgerzeit geht von Dezember bis Mai. Wir sind im November dort, was den Vorteil hat, dass der Gipfel nicht überfüllt sein wird, und es keinen Stau auf den Treppen gibt.
Nachteil: Die ganzen Teestuben unterwegs sind geschlossen und auch die Beleuchtung ist nur spärlich bis gar nicht vorhanden. Daher brauchst Du auf jeden Fall Deine eigene Taschen- oder Stirnlampe.
Die ersten Kilometer des Aufstiegs sind noch relativ harmlos. Die Stufen sind unregelmäßig hoch – manchmal gerade mal 10 cm und dann plötzlich nen halben Meter hoch. Auch die Breite variiert von extrem schmal bis hin zu einem Plateau, was den Anstieg nicht unbedingt leichter macht.
Ein paar Mal müssen wir kurz verschnaufen und den Puls mal wieder runter bringen. Ein Frühstück zwischendurch bringt neue Energie. Ringsherum ist alles dunkel und wir können nicht erkennen wie hoch wir wohl schon sind. Das einzige was wir sehen sind die nächsten Stufen in unserem Lichtkegel die weiter hoch führen.
Nach und nach entwickelt jeder von uns seinen eigenen Aufstiegs-Rhythmus und ich verfalle während des weiteren Aufstiegs wie in Trance und spreche mir ein Mantra immer wieder im Kopf vor: „Und die nächste Stufe … und die nächste Stufe … und die nächste Stufe …“
Der letzte Kilometer ist brutal.
Die Treppen sind jetzt sehr steil und schmal und damit ziemlich anstrengend zu steigen. Zum Glück gibt es nun permanent ein Geländer in der Mitte, an dem ich mich ein wenig hochziehen kann, um meine Knie ein wenig zu entlasten.
Wir gehen einfach Schritt für Schritt weiter und steigen, steigen, steigen … Ich schaue auf die Uhr … weit kann es doch nicht mehr sein? Aber ich sehe nichts, es ist immer noch zu dunkel.
Dann sehe ich ein helles Licht. Ich bleibe kurz stehen und leuchte mit meiner Taschenlampe in die Richtung aus der es kommt. Es ist weiter oben, und ich denke, ach, das sind nur andere Leute die vor uns laufen.
Ich gehe weiter … bis ich merke, dass sich das Licht nicht bewegt. Ich schaue noch einmal genauer hin … und ich erkenne so etwas wie ein Haus und eine Mauer! Ist das etwa … ??? Kann es sein???
Ich schaue noch mal auf meine Uhr. Erst kurz vor 5. Waren wir so schnell??
Voller Vorfreude und Aufregung gehe ich weiter, und tatsächlich! Das Licht kommt näher und ich kann erkennen, dass es nur noch wenige Stufen sind bis wir es geschafft haben!
Ich brülle Lexi zu, dass wir gleich oben sind und freue mir einen Ast ab.
Geschafft! Was für ein Gefühl!!
Wir sind oben! Und das merken wir auch direkt, denn hier weht ein kühler Wind und wir ziehen noch eine Jacke mehr drüber und wickeln uns die Halstücher komplett um die Ohren.
Wir suchen uns einen guten Platz um den Sonnenaufgang sehen zu können. Langsam dämmert es und die ersten Lichtstrahlen fallen auf das Tal. Um uns herum ein Wolkenmeer, so wie ich es noch nie gesehen habe!
Die Sonne taucht alles in pastellige Gelb- und Rottöne und wir vergessen die Kälte und den Wind für einen Augenblick.
Nachdem es hell ist, kommt ein alter Mönch und schließt das Tor zum Tempel auf. Es ist Zeit, den Sri Pada anzuschauen – der Grund warum wir hier hoch gestiefelt sind.
Hier steht dann noch eine letzte Härteprüfung an: Schuhe ausziehen!
Auf dem heiligen Gelände darf man natürlich nur barfuss. Kacke! Da ich meine Füße eh nicht mehr spüre, denk ich mir, was solls … Schuhe und die nassen Socken aus und rauf auf die kalten Steine.
Auf dem Gelände sind mehrere heilige Statuen und Bilder zu sehen, eine Glocke die man läuten kann und die Aussicht ist natürlich wunderschön. Aber … wo ist der heilige Fußabdruck?? Irgendwie keine Spur …
Wir fragen den alten Mönch und der antwortet nur völlig cool: „Ah, sorry. It’s broken.“ Wie bitte??? Na toll … der Fuß ist kaputt und deswegen verschlossen. Hm … naja, so ist es dann wohl. Ich denke mir, dass der Altar mit dem Fuß wahrscheinlich nur zur Pilgersaison geöffnet wird und nicht für die normalen Touristen, aber was solls.
Diese Barfuss-Erfahrung auf 2.400 Metern war es wert!
Also steigen wir wieder ab, ohne den heiligen Fußabdruck zu sehen. Macht aber nix, da die mega Aussicht alles entschädigt hat.
Der Abstieg geht auf jeden Fall leichter und schneller, ist aber dennoch anstrengend. Jetzt merken wir wie müde wir sind und freuen uns einfach nur noch auf’s Bett und schlafen.
Eigentlich war der Plan direkt am gleichen Tag weiter zu reisen, aber wir beschließen noch eine weitere Nacht in Dalhousie zu bleiben und auszuruhen, was ich auch jedem nur empfehlen kann!
Unten angekommen fühle ich mich einfach nur gut. Die Besteigung des Adams Peak war auf jeden Fall eines der Highlights auf meiner Sri Lanka Reise und werde ich mein Leben lang nicht vergessen.
Du hast auch vor den Adams Peak zu besteigen?
Dann schau Dir meine Infos & Tipps dazu an:
- Die Pilgerhochsaison geht von Dezember bis Mai
- Hier dann besser vorab eine Unterkunft reservieren da es voll wird!
- In der Nebensaison ist das nicht nötig
- Ca. 5.200 Stufen müssen bestiegen werden
- Dalhousie – Sprich: Dellhaus
- Für den Aufstieg solltest Du schon eine gute Grundkondition haben. Falls nicht, dann plane mehr Zeit ein für den Aufstieg!
Hinkommen:
- Von Ella aus fährst Du mit dem Zug nach Hatton
- Die Fahrt dauert ca. 3 Stunden und kostet Dich wieder unter einem Euro
- Von Hatton aus kannst nun mit Bus oder TukTuk weiter nach Dalhousie
- In der Pilgerhochsaison fahren regelmäßig Busse dort hoch
- Sollte es kein TukTuk in Nähe des Bahnhofs geben, dann einfach in die Nähe der Stadt laufen, dort ist alles voll.
Adam’s Peak Aufstieg:
- Damit Du auch rechtzeitig zum Sonnenaufgang oben bist, startest Du den Aufstieg am besten um 2 Uhr nachts
- Der Aufstieg dauert ca. (je nach persönlicher körperlicher Verfassung und Kondition) 3 – 4 Stunden.
- Der Aufstieg startet “unten” im Ort und führt Dich dann auf Wegen immer weiter hinauf
- Auch wenn Du beim Aufstieg ordentlich ins Schwitzen kommen wirst – nimm Dir lange Klamotten für oben mit, denn hier kann es ganz schön zugig und kalt werden!
- Normale Turnschuhe, z.B. Chucks, reichen völlig aus für den Aufstieg. Dicke Wanderschuhe sind total unnötig.
- Wenn Du eine Frostbeule wie ich bist, dann eventuell ein paar Socken zum wechseln mitnehmen, und auf jeden Fall ein Tuch oder Schal für den Hals und den Kopf.
- Bitte respektiere Sri Pada und alle seine Pilger – heißt, benimm Dich entsprechend
- Du brauchst auf jeden Fall Stirnlampe oder Taschenlampe – außerhalb der Pilgersaison ist der Weg praktisch stockduster
- Nimm Dir Proviant und genügend Wasser oder heißen Tee mit – während der Pilgersaison gibt es an den Wegesrändern etliche Teestuben, außerhalb allerdings nicht
- Gönn Dir nach dem Abstieg mindestens noch den Rest des Tages und eine Nacht Ruhe bevor Du weiter ziehst
- Unterkünfte:Achinika Holiday Inn – “Liebevoll” gestaltete Zimmer mit Balkon und toller Aussicht, wirklich gutes Essen.
Hallo Jennifer,
habe gestern einen Flug nach Colombo, für 3Wochen im März, gebucht. Nun bin ich fleißig am lesen und auch dadurch auch deine Seite gestoßen. Nachdem ich letztes Jahr das aller erstmal alleine mit dem Rucksack unterwegs war und das gleich für drei Wochen in Kuba, bin ich total begeistert auf diese Weise zu reisen. Ich freue mich riesig auf die nächste Reise und wäre erfreut wenn ich dich für weitere Infos kontaktieren dürfte? Danke und Grüße Cordula
Hi Cordula,
klar, immer her mit den Fragen. Ich weiß zwar auch nicht alles, aber wenn ich helfen kann, freu ich mich. 🙂
Da wollte ich im Mai eigentlich auch hinreisen, aber leider bin ich kurz vorher krank geworden, und dann wurde daraus nichts.
Toll, dass es bei euch geklappt hat!
Hi Augustin,
das ist ja schade. 🙁 Hoffe für Dich, dass es noch mal klappt!!
Ach, ich habe bei der Lektüre mit dir gelitten! (obwohl die Lektüre selbst mir sehr viel Spass bereitet hat, ich mag deinen Ton ;)) Du bist mutig! 4 Stunden lang Treppen steigen… Aber es scheint sich ja zu lohnen! Danke für die vielen Tipps, falls ich diese Reise auch unternehmen möchte!
Lieben Dank! Freut mich dass der Text Dich mitgerissen hat. 🙂 Sri Lanka ist auf jeden Fall eine Reise wert! 😉 Liebe Grüße!
Danke für die tollen Infos Jennifer!!
Morgen geht mein Flieger und der Adams Peak soll auch unbedingt eins meiner Highlights werden. Auch habe ich eine ähnliche Tour geplant, nur möchte ich noch unbedingt zum Arugam Bay. Mal schauen, ob es klappt.
Viele Grüße
Elisa
Hi Elisa,
Wow, hab eine tolle Zeit und lieben dank für Deine Worte!!! Erzähl mal wie es war und wie Du Adams Peak fandst!
liebe Grüße,
Jennifer