Arambol – Das letzte Hippiedorf in Goa
Goa, Arambol, Indien
– die Gedanken die bei diesen Begriffen wohl jedem als erstes durch den Kopf schießen sind garantiert: „Goa? Das ist doch dieser Ort mit den ganzen bekifften Hippies und Aussteigern?“
Mag sein, und ich kann bestätigen, dass Arambol im Norden Goas auf jeden Fall diesen Hippie-Charme versprüht. Aber: Arambol hat noch mehr als das zu bieten.
Äh, Goa?
Goa ist der kleinste von Indiens Bundesstaaten und ist dennoch bekannter als viele andere Orte in dem riesigen Land.
Und: Goa ist irgendwie nicht wirklich Indien.
Es ist vielmehr ein eigenes Land im Land. So jedenfalls hat es sich für mich angefühlt. Was aber keineswegs negativ gemeint ist – vor allem für Indien-Erstreisende ist Goa das perfekte Ziel, denn hier ticken die Uhren langsamer und noch etwas touristischer, als in anderen Teilen des Landes, so dass das Reisen in Goa absolut entspannt und ungefährlich ist.
Goa ist durch seine Geschichte bedingt liberaler und toleranter eingestellt als andere Bundesstaaten. Die einstmals portugiesische Kolonie hat auch heute noch einen sehr hohen Anteil an Katholiken und man sieht viele Häuser im portugiesischem Stil.
Arambol selbst zählt zu einem letzten Hippierefugium Goas, und das spürt man auch direkt bei der Ankunft. Überall Backpacker, alte Hippie-Opis, Yoga-Schulen an jeder Ecke. Jeder ist hier einfach so, wie er gerne sein möchte.
In Arambol wird Freiheit tatsächlich noch gelebt.
Anreise nach Arambol
Ich war im November das erste Mal in Indien und Goa. Arambol war der erste Stopp auf meiner 3-wöchigen Rundreise.
In Mumbai gelandet, ging es mit einem Direktflug noch am gleichen Tag weiter nach Goa. Dort angekommen entschied ich mich, mit dem einfachen Stadtbus bis zu meinem Ziel weiterzufahren. Sicherlich nicht die bequemste und schnellste Art der Weiterreise, dafür direkt ein Erlebnis und unschlagbar günstig.
Die Busstrecke geht über mehrere Ort vom Flughafen aus, so dass man 4-Mal umsteigen muss. Hört sich erst mal viel an und nach ner Menge Stress, war es aber nicht.
Die Busse halten immer direkt am Terminal, und man muss nur ne neue Fahrkarte am Schalter kaufen und kann dann direkt bequem in den nächsten Bus umsteigen. Da meist mehrere Busse am Tag in die gleiche Richtung fahren, gibt es keine langen Wartezeiten
Die Busroute sieht wie folgt aus: Vom Flughafen Goa in Dabolim geht’s nach Vasco. Weiter nach Panaji. Dann nach Mapusa. Und zu guter letzt nach Arambol.
Die Fahrkarten kosten pro Person:
- Vasco = 10 Rps
- Panaji = 37 Rps
- Mapusa = 15 Rps
- Arambol = 20 Rps
- (das sind jedenfalls die Preise dich ich gezahlt habe – Änderungen vorbehalten)
Somit kostet die gesamte Fahrt nur ca. 82 Rps (also ca. 1,18 Euro).
Zum Vergleich: Die Fahrt mit dem Taxi kostet ca. 1.600 Rps (ca. 23 Euro).
Wer sich lieber dafür entscheidet, der kann direkt am Flughafen an einem Prepaid-Taxi Counter ein Taxi bestellen.
Einziger „Nachteil“ der Busfahrt: Die Fahrt dauert ca. 4 Stunden. Ich persönlich fand das jetzt nicht so schlimm, da ich es als einmaliges Reiseerlebnis gesehen habe, und ich somit schon mal mehr in Kontakt mit dem Land, den Leuten und dem Alltag gekommen bin.
In Arambol selbst hält der Bus übrigens mehrfach an – also checkst Du am besten vorab wohin Du genau willst, und steigst dann in der Nähe aus. Ich denke, es ist auch kein Problem dem Fahrer auf der Fahrt zu bitten, kurz zu halten, wenn Du aussteigen willst.
Ach ja: Solltest Du während der Fahrt im Bus vorwiegend portugiesische Musik hören dann liegt das auch daran, dass Goa eine ehemalige portugiesische Kolonie ist.
Unterkünfte in Arambol
Du hast die Qual der Wahl. Der Ort ist voll mit Unterkünften – vor allem sehr günstigen. Für Backpacker gibt’s hier Guesthouses zum Low-Budget-Preis über gute einfach Hütten bis hin zu besseren Bleiben mit Boden aus Beton.
Außerdem kannst Du entscheiden ob Du direkt am Strand wohnen möchtest, oder etwas mehr weiter hinten im Ort. Je nach Saison kannst Du am besten direkt vor Ort auch noch mal Preise verhandeln.
Am besten Du suchst Dir vorab online ein paar Unterkünfte raus und schaust Dir diese dann vor Ort an, um einen besseren Eindruck zu bekommen. Ein weiterer Vorteil erst vor Ort eine Hütte oder Zimmer zu suchen: Du bekommst einfach die besseren Preise, als wenn Du online über Booking und Konsorten buchst.
Achtung: In der absoluten Hochsaison (Dezember) kann es sehr, sehr voll werden! Eventuell hier bei der Wunsch-Unterkunft vorab etwas buchen.
Die meisten Unterkünfte bieten neben Hütten und Zimmern ein dazugehöriges Restaurant mit Bar für die nötige Verpflegung. Auch Strandliegen findet man hier und da, die man kostenlos nutzen kann, wenn man etwas verzehrt.
Ich fand es immer schöner, mich einfach mit einem großen Tuch direkt auf den Sandstrand zu legen.
Empfehlen kann ich übrigens das „Laughing Buddha“.
Sehr einfach gehaltene Bambushütten mit teilweise eigenem Rooftop-Balcony. Moskitonetze sind über den simplen Betten auch vorhanden. Ebenfalls western Toilets. Wie gesagt, eine sehr einfach Unterkunft in der man im Bad auch schon mal ner Kakerlake begegnet.
Das Restaurant ist der Hammer! Mega leckere Gerichte für Fleischesser, Vegetarier und Veganer! Meine absolute Empfehlung: Momos!!!
Und der Preis? Kommt bestimmt darauf an, in welcher Saison Du hier aufschlägst, aber generell sehr günstig.
Ich habe im November 500 Rps pro Nacht gezahlt. (ca. 7 Euro)
Wie ist Arambol denn so?
Ich würde sagen: einer der entspanntesten Orte der Welt.
Wer nach Arambol fährt, der will nicht wild Sightseeing betreiben und jeden Tag etwas anderes unternehmen. Hier geht es viel mehr um Tiefenentspannung, sich einfach mal treiben lassen und auch wieder ein bißchen zu sich selbst finden. (Und das klappt auch ohne Yoga und Mediation ;))
Allein schon ein Spaziergang morgens am Strand reicht um mal völlig runterzufahren, und das ganze Treibe nur zu beobachten.
Hier sieht man eine ganze Bandbreit von „irren“ Leuten, die hier ihr Ding machen: verrückt aussehende Yogapraktiken werden von diversen Gruppen am Strand gemacht, Hippies mit langen Haaren fahren auf Fahrrädern am Strand entlang, frisch angekommene Backpacker die nach einer Bleibe suchen, Sonnenbadende in zu engen Schwimmhosen, indische Touristen die mit ihren Saris schwimmen gehen, Strandverkäufer und Ohrenputzer die dir ein bißchen Geld aus der Hosentasche schmuggeln wollen, Surfer und und und
Es ist einfach schön sich von diesem ganzen Treiben anstecken zu lassen, und zu spüren, dass nur eins wichtig ist im Leben: Sei einfach Du selbst und mach Dein Ding.
Ach, und ja! Hier laufen Kühe den ganzen Tag am Strand entlang. Die wohnen hier praktisch und schlafen hier nachts. Also Achtung: Immer wieder mal gibt’s Tretminen aus Kuhscheisse.
Unterwegs in Arambol
Wem das ganze Rumliegen und Chillen dann doch mal zu langweilig ist, kann sich jederzeit günstig (ca. 200 / 250 Rps pro Tag) einen Motorroller leihen und damit durch die Gegend düsen. Frag einfach in Deiner Unterkunft nach einem Roller. Meistens verleihen die Leute ihren eigenen um Geld zu verdienen.
Anjuna, ebenfalls ein Hippie-Strandort (aber weniger schön wie Arambol) ist nur ein paar Kilometer weit entfernt. Berühmt ist der Ort vor allem wegen seinem wöchentlichen Hippie-Flohmarkt. Jeder der Lust hat Krims und Krams zu shoppen, der sollte unbedingt hier her fahren. Der Flohmarkt findet jeden Mittwoch statt und dauert den ganzen Tag. Tipp: Handeln nicht vergessen!
Zu Fuss kann man auch bequem bis zu einem Süßwasser-See laufen, der in einer Bucht praktisch direkt hinter dem Meer liegt. Mit Blick auf das Meer geht man einfach rechts den ganzen Strand und dann weiter einen Weg an den Klippen entlang, vorbei an Geschäften und Restaurants. Nach ungefähr zwanzig Minuten zu Fuß kommt man dann an den See. Direkt hier findet sich auch der Aufgang zu einem Aussichtspunkt über Arambol Beach. Wer vorhat dort hoch zu kraxeln, der sollte das entweder früh am morgen oder später am Nachmittag machen, wenn die Sonne nicht mehr so brennt.
Wer Lust auf authentische Wochenmärkte hat, der kann Sonntags nach Panaji oder Margao fahren. Die Fahrt mit dem Roller sollte nicht länger als 15 Minuten dauern. Auch wenn es hier natürlich weniger Souvenirs zu kaufen gibt, ist es toll mitten in dem ganzen Gewusel von Menschen zu stecken, und den normalen Wahnsinn auf einem indischen Markt mal zu erleben. Außerdem bietet der Markt tolle Fotomotive.
Für alle die eher sportlich unterwegs sind gibt’s am Strand auch die Surfschule „Wala Surf“. Hier kannst Du für 500 Rps pro Stunde ein Board leihen und Dich in die Wellen schmeißen. Natürlich gibt’s auch Surfkurse für Anfänger bis Fortgeschrittene.
Wer dann noch mal so richtig Lust auf Hippie-Sein hat, der kann auch Abends einfach direkt am Strand von Arambol zu Trommeln und Gesang am Lagerfeuer tanzen. Auch ein paar Aussteiger verkaufen hier selbstgemachten Schmuck und Krims und Krams, für den Fall, dass das Souvenir-Verlangen noch nicht gestillt ist.
Arambol zusammengefasst
- Bundesstaat: Goa
- Wo genau: Im Norden
- Fahrt mit dem Bus ab Dabolim: ca. 4 Stunden, Kosten ca. 1,18 Euro
- Fahrt mit dem Taxi ab Dabolim: ca. 45 Minuten, Kosten ca. 23 Euro
- Übernachtung in einfacher Bambushütte: ca. 5 – 10 Euro
- Kosten für Essen am Tag: ca. 3 – 5 Euro
- Großes Bier im Restaurant: ca. 1,40 Euro
- Surfbrett leihen pro Stunde: ca. 7 Euro
Und sonst?
Denk dran: Arambol ist ein Ort zum relaxen. Komm runter, lass den Tag einfach Tag sein und mach mal gar nichts – außer Du selbst sein.
Hi Jennifer, bin gerade auf deine Seite gestoßen und möchte dir danken für deinen ausführlichen Bericht. Hoffe du reist immernoch umher.
Ich bin selbst Nomade aus Überzeugung und Dauerreisende. Für mich gehts im Februar nach Indien und dank deines Berichts wahrscheinlich nach Arambol. Möchte gerne eine Yoga Lehrer Ausbildung machen und der Ort bzw. eine Schule dort war bisher der Einzige, der mich angesprochen hat. Falls du einen Tip zu einer Yoga Schule hast, würde ich mich wahnsinnig freuen, wenn du mich kontaktieren würdest.
Liebe Grüße
SIna
Liebe Sina,
ganz vielen Dank für Deine Worte! 🙂 Da geht mir richtig das Herz auf! Arambol wird Dir bestimmt gut gefallen.
Da ich leider nicht so tief im Thema Yoga drin stecke, kann ich Dir bezüglich der Schule keinen Tipp geben. 🙁
Ich wünsche Dir aber trotzdem eine wunderbare Reise und Yoga Ausbildung!! Schreib mir doch mal, ob Du eine gute Schule gefunden hast. Würde mich freuen.
Liebe Grüße, Jennifer
Geh nicht nach Arambol. Furchtbar überlaufen und voller Russen und die Yogaschulen sind zum Teil ein scam. Geh lieber nach Agonda. Sehr viel schöner, ruhiger und Sampoorna Yogaschule ist gut. Viel Spass.
Ehrlich gesagt finde ich, dass man das nicht pauschalisieren kann. Dem einen gefällt’s dem nächsten nicht. Auch Arambol kann ruhig sein, wenn man nicht unbedingt in der Highseason dorthin fährt. Ich fand es zum Beispiel auch interessant die ganzen vielen verschiedenen Menschen zu sehen, die sich dort tummeln. Muss halt jeder seine eigene Erfahrung sammeln. Agonda ist wunderbar – aber meiner Meinung auch nicht zu vergleichen mit Arambol. Das Feeling in beiden Orten ist ganz unterschiedlich. Und auch in Agonda können sich viele Touristen aus Russland tummeln – genauso wie Touristen aus Deutschland.
Moin Jennifer 🙂
Schöner Text, aber ich kann dir leider gar nicht zustimmen. Ich war knapp über eine Woche an den nördlichen Stränden von Goa unterwegs und fand es echt grausam. Es war absolut nichts von dem ursprünglichen Hippie Spirit zu spüren, den es früher gegeben haben soll. Ich fand es, ganz hart gesagt, schon fast wie Ballermann auf indische Art. Wobei ich Aramabol noch entspannter als Anjuna fand.
Vor 2 Wochen waren Freunde von mir auch in Arambol und denen ging es wie mir. Die sind möglichst schnell weiter nach Hampi.
Am entspanntesten fand ich es am Ashwem Beach, weil es hier relativ leer war am Strand.
Wobei ich dir aber auf jeden Fall recht gebe, dass Goa für Indienneulinge der perfekte Start ist, weil der Kulturschock nicht so groß ist und es deshalb ein guter Einstieg ist.
Ich war froh nach einer Woche endlich wieder „zurück nach Indien“ zu fahren, war aber vorher auch schon einen Monat im Süden unterwegs.
Gokarna fand ich hingegen viel besser! Genau so stelle ich mir Goa vor 20 Jahren vor.
Freut mich aber, dass es dir/euch gefallen hat!
Gruß
Punka