Touched by the Taj – Ein Tag in Agra am Taj Mahal
Hello mein lieber Reiseleser. Ich freu mich dass du wieder reinschaust und Bock hast mit mir mitzukommen nach Agra. Ich möchte dir erzählen, was wir alles erlebt haben an unserem Tag am Taj Mahal, und vor allem auch, wie es war in Delhi anzukommen, und die Zugtickets zu besorgen.
Selbst so kleine Dinge können in Indien nämlich ganz schön aufregend sein.
Aber lies selbst:
Von Delhi nach Agra
Wir kamen am frühen Abend in Delhi aus Goa an, und waren fest entschlossen, heute noch die Tickets für den morgigen Zug nach Agra zum Taj Mahal zu kaufen.
Wir fuhren mit der Metro vom Flughafen in die Stadt direkt zum Bahnhof, und stiefelten mit unseren Backpacks auf dem Rücken in Richtung Haupteingang. Raus aus dem klimatisierten Gebäude, rein in die stickige, stinkende Hitze. Bahnhofsgegenden sind ja nirgendwo auf der Welt richtig schön, also könnt ihr euch vielleicht vorstellen, wie das Ganze in Delhi war. Nicht schön hoch 20. Vorbei an hunderten Tuk-Tuks, Taxi-Fahrern, Menschenmassen und dampfenden Streetfoodwagen. Es roch nach leckerem Essen und im nächsten Moment roch es einfach nur nach einem fiesen Gemisch aus Kotze und Kot.
Egal, wir wollten nur so schnell es geht die Tickets kaufen, dann ins Hotel einchecken und endlich ins Bett fallen. Alle die versuchten uns anzuquatschen ließen wir gekonnt links liegen. Mittlerweile waren wir in dem richtigen Modus angekommen, uns nicht mehr verarschen zu lassen. Kein lächelndes „Nothankyou“ mehr. Nur noch pure Ignoranz. Das funktionierte am besten.
In Bestzeit erreichten wir den Bahnhof und waren schon wieder völlig durchgeschwitzt. Echtes Backpackerleben eben. Wir hatten keine Ahnung, wohin wir hier genau mussten – wir wussten nur eins: Wir kaufen unsere Tickets selbst an einem normalen Ticketschalter. Ohne Zwischenhändler, ohne Verkäufer. Wir wollten den normalen Preis zahlen und genau den Zug bekommen den wir wollten.
Auf der Suche nach Zugtickets nach Agra
In der weitläufigen Bahnhofshalle angekommen, schauten wir uns während wir weiter liefen um. Wir wollten auf keinen Fall verloren wirken. Dann entdeckten wir eine ganze Reihe von Ticketschaltern und stellten uns einfach in die völlig überlaufene Reihe mit rein. Hier würden wir ja wohl unsere Fahrkarten bekommen.
Natürlich quatschte uns ein Inder direkt an. Sein Akzent war so stark, dass ich sein englisch kaum verstand. Er sagte irgendwas davon, dass wir hier keine Tickets bekommen würden. An diesen Schaltern gäbe es nur Tickets für Einheimische oder so. Wir verzogen keine Miene und glaubten ihm kein Wort. „Don’t tell me one from the horse“ wollte ich schon sagen. Dann stimmten alle anderen drumherum mit ein. “No tickets here.” Die Menge wackelte wie irre mit den Köpfen. Häh? Aber alle anderen kauften hier doch auch ihre Tickets? „You have to go to Touristoffice.“ Wat? Nee, mein Freund. Nix Touristenoffice. Wir wollen Tickets ganz normal am Schalter kaufen, so wie wir es vorher auch an anderen Banhöfen in Indien gemacht hatten.
Wir hatten ja keine Ahnung, dass der Mann tatsächlich Recht hatte. Irgendwie waren wir verunsichert. Also gaben wir nach und gingen in die Richtung, die der Mann uns genannt hatte. Leider kamen wir da nicht weit, und wir fragten beim Stationmaster nach. Den gibt es an jedem Bahnhof in Indien in einem kleinen Büro. Der muss uns ja wohl eine vertrauenswürdige Information geben.
Wir fanden sein Büro und dachten wir hätten eine Zeitreise unternommen. Das Büro sah aus wie zu Zeiten des kalten Krieges in den 80er Jahren. Auf seinem Schreibtisch standen mindestens 15 alte Telefone mit Wählscheibe. Darunter, darüber, darauf Stapel von Papieren und Formularen. Alle von Hand beschrieben. Dutzende Leute wuselten in dem Büro herum.
„We’re looking for the Touristoffice?” Er wackelte kurz mit dem Kopf, verzog genauso wie wir keine Miene und nannte uns den Weg. Wir mussten noch einmal um das Gebäude herumlaufen und praktisch den anderen Eingang benutzen. Dort ging an der Seite eine Treppe hinauf. Wenn wir nicht gewusst hätten, dass es hier das Office geben soll, dann wäre ich nie auf die Idee gekommen. Überall lag Müll, die Treppen waren kaputt, die Lampen waren teilweise kaputt … Ich war froh, das wir hier zu zweit waren. Dann endlich ein großes Schild mit einem Pfeil drauf und der Hinweis: „Touristoffice“.
Wir traten in den wunderbar klimatisierten Raum ein und mussten feststellen: Ist ja hier wie bei uns auf dem Amt. Nummer ziehen, Formular ausfüllen, hinsetzen und warten. Wie so oft gab es hier viele Mitarbeiter die herum wuselten. Arbeiten tat davon nur einer.
Die Indische Bürokratie liebt Formulare noch mehr als wir deutschen. Aber: Wir waren top vorbereitet. Mittlerweile wussten wir, wie das indische Zugsystem funktioniert und hatten Zugnummer, Haltestellen und Uhrzeiten bereits herausgesucht. In weniger als fünf Minuten konnten wir unser Formular vorzeigen und der Mann am Schreibtisch war sehr beeindruckt von der Genauigkeit unserer Angaben. Er nickte uns mit einem Lächeln zu und wackelte mit dem Kopf. Ich war stolz.
Er druckte unsere Tickets, wir bezahlten und der Tag in Agra beim Taj Mahal war gesichert.
Im Zug nach Agra
Da wir nur noch ein paar Tage Zeit hatten, bevor wir zurückflogen nach Deutschland, hatten wir uns dazu entschieden einen Tagesausflug nach Agra zu machen. Morgens hin und abends wieder zurück. Machbar ist das mit dem Gatiman Express (Zugnummer 12050 und 12049). Der fährt in nur 1 ½ Stunden nach Agra und auch wieder zurück nach Delhi.
Dieser Zug ist tatsächlich so etwas wie ein Touristenzug, da er eben nur dazu da ist, Leute nach Agra zu bringen. Die Wagons sind klimatisiert, die Sitze von der Qualität her wie bei uns in einem Intercity und es gibt sogar Frühstück und Abendessen serviert. Das hat natürlich auch seinen Preis und hat nichts mehr mit den günstigen indischen Zugreisen zu tun.
Eine Fahrt kostet ca. 1010 Rupies pro Person (ca. 13 Euro) – für Hin und Zurück dann das Doppelte. Wer aber eben nur begrenzt Zeit hat, hat mit diesem Zug die Möglichkeit an einem Tag nach Agra zu kommen.
Ankommen in Agra
In Agra angekommen ging das übliche „You need Taxi?“-Spiel wieder los. Direkt stalkten uns zwei oder drei verschiedene Fahrer und brabbelten uns mit diversen Fragen und Angeboten voll. Wir setzen die Ignorier-Maske wieder auf und hielten Ausschau nach einem Prepaid-Taxi-Stand. Aber irgendwie gab es hier so was nicht. Also hörten wir uns mal die Angebote unserer Stalker an.
Jeder wollte uns direkt eine ganze Tagestour andrehen. Aber wir wollten einfach nur zum Taj Mahal. Mehr nicht. Das konnte erst mal keiner verstehen, schließlich machten hier doch alle Touristen ganze Tagestouren und klapperten alle Sehenswürdigkeiten innerhalb von fünf Stunden ab. Nee, wollen wir nicht. Nur zum Taj Mahal bitte. Na gut. Ein Fahrer stimmte dann zu. Wir checkten vorab mit der maps.me App wie weit es vom Bahnhof bis zum Taj Mahal ist und vereinbarten vorab einen Preis der uns für dies Strecke fair erschien. Ich glaub wir zahlten irgendwas um die 100 Rupies (ca. 1,20 Euro).
Während der Fahrt versuchte unser Fahrer sein Glück erneut, uns doch noch für eine ganze Tagestour in seinem Taxi zu überzeugen. Er fing an mit 1.200 Rupies für Taj Mahal, Rotes Fort und noch zwei weitere Sightseeings. Wir wieder: „No, we only want to see the Taj Mahal.” Er ging runter auf 900. Da wir wirklich kein Interesse hatten, fingen wir auch gar nicht erst an, darüber zu diskutieren. Also ging er wweiter runter auf unglaubliche 500 Rupies (ca. 6,30 Euro).
Also echt, das war wirklich ein super Preis, dafür dass der Mann uns beide den ganzen Tag herumfahren würde, an den Spots auf uns wartet, wieder einsammelt und uns am Ende dann wieder zum Bahnhof fährt. Trotzdem. Wir wollten einfach nur zum Taj Mahal und danach selbst entscheiden was wir noch machen wollen. Wir lehnten ab.
Aber: Falls Du mal in Agra bist und drüber nachdenkst so eine Tagestour zu machen, dann mehrfach die genannten Preise ablehnen und kein Interesse zeigen. Das scheint wohl den Preis gut zu drücken.
Endlich am Taj Mahal
Der erste Blick auf den Taj Mahal war unglaublich! Wie schön er war. Ich musste erst mal zehn Minuten stehen bleiben und nur hingucken. Ich fand ja schon die Bilder bei Google der Wahnsinn, aber die Realität war überwältigend. Die ganzen Mühen am Vortag beim Ticketkauf hatten sich gelohnt und waren vergessen.
So kann nur Indien sein. Es prüft Deine Nerven, bringt dich zur absoluten Weißglut und an deine Grenzen – und belohnt dich dann mit wunderschönen und einzigartigen Erlebnissen.
Auf den Taj Mahal hatte ich mich schon die ganze Reise über gefreut, und ich wollte ihn unbedingt sehen und einmal in meinem Leben hier gewesen sein. Es war wie in einer anderen Welt. Dann war es Zeit für eine Fotosession – und da soll noch mal einer sagen die Japaner wären so Foto verrückt. Nein, ich denke, es sind die Inder.
Selfies über Selfies wurden geschossen, ganze Fotoshootings vor dem Taj abgehalten und es wurde geposed als ob es kein Morgen geben würde. Dagegen waren wir mit unseren paar Schüssen ja noch harmlos.
Dieses Motiv ist aber auch der Hammer, und man will unbedingt das perfekte Bild machen. Man muss es einfach immer wieder fotografieren. Aus allen Perspektiven, aus jedem Winkel, jedes Detail festhalten. Ich war absolut touched by the Taj.
What the Taj?
Als ich meiner Mutter am Vortag über Whatsapp schrieb, dass wir zum Taj Mahal fahren werden und das total abfeierte, schrieb sie mir zurück: „Aha, was ist das?“. Mir fiel die Kinnlade runter. Meine Mutter kannte den Taj Mahal nicht. Also konnte sie meine Vorfreude natürlich auch nicht nachvollziehen. Für alle die auch nicht wissen, was der Taj Mahal ist, hier meine kleine laienhafte Zusammenfassung:
Der Taj ist ein Mausoleum. Erbaut 1631 vom Großmogul Shah Jahan für seine verstorbene große Liebe Mumtaz Mahal die hier beigesetzt wurde. Aha! Gemerkt? Deshalb auch Taj Mahal.
Das Besondere an dem Gebäude ist seine Symmetrie. Der Grundriss ist beinahe quadratisch und alle Linien und Formen sind so aufeinander abgestimmt, dass der ganze Komplex im Auge des Betrachters als absolut schön und perfekt wahrgenommen wird. Das Gebäude ist komplett verkleidet mit weißem Marmor und wirkt dadurch wie ein exotisches Märchenschloss.
Für viele ist der Taj Mahal ein Symbol für die ewige Liebe.
Der Legende nach wurde Shah Jahan von seinem Sohn enttrohnt und in das rote Fort gesperrt. Dort blieb er bis zu seinem Tod. Dann wurde er neben seiner großen Liebe im Taj beigesetzt. Was für eine Geschichte, oder?
Die Grabstätten im inneren können auch besichtigt werden. Damit wir hier hinein und auch den Vorplatz betreten durften, mussten wir uns so Plastikhauben über die Schuhe ziehen, die den Marmorboden schützen sollen. So Hauben wie sie bei uns die Omas zum schlafen aufsetzen um die Dauerwelle zu schützen. Die Plastikhauben bekommt man beim Kauf der Tickets am Eingang dazu. Falls ihr es vergessen habt die mitzunehmen, kann man alternativ aber auch barfuß reingehen.
Ich fand den Taj von innen jetzt nicht wirklich spektakulär – er wirkte hier drinnen sogar kleiner als von außen betrachtet. Sehr interessant.
Nach unserer Runde um den Taj setzten wir uns in dem weitläufigen Garten auf eine Bank und beobachteten das wuselige Treiben der anderen Touristen. Die Sonne schien, und es war angenehm warm. Wir ruhten und noch ein bißchen aus, aber dann wurde mein Hunger zu groß, dass wir dem Taj tschüss sagten und auf die Suche nach Essen gingen. Kaum waren wir aus dem Ausgangstor raus, waren wir wieder mitten drin im indischen Trubel.
Wir suchten uns eines der vielen Restaurants mit Dachterrasse und Blick auf das Taj und genossen hier noch ein Bier (gibt es hier ganz offiziell auch nicht. Also steht auf keiner Karte, aber kann man fast überall bestellen.) und leckeres Tali. Der Kellner war ein verrückter alter Vogel mit Zauselbart, der von uns noch ein heimliches Trinkgeld wollte. Wenn sein Chef das sehen würde, müsste er das sonst nämlich an diesen abdrücken. Da wir den Vogel mochten, gaben wir ihm gerne ein paar Rupies mehr. Ganz heimlich unter dem Tisch.
Da der Tag noch nicht zu Ende war und wir noch Zeit hatten, bis der Zug zurück nach Agra fahren würde, beschlossen wir, uns auch noch das Rote Fort anzusehen.
Aber das, ist eine andere Geschichte. 😉
Taj Mahal zusammengefasst:
- Zug von Delhi nach Agra:
- Gatiman Express (Zug-Nr.: 12050/12049)
- Kosten 1.010 Rupies pro Fahrt pro Person
- Fahrtdauer 1 ½ Stunden
- Taxi von Agra Bahnhof zum Taj Mahal (je nach Verhandlunggeschick) ca. 100 Rupies
- Eintritt Taj Mahal: 1.000 Rupies pro Person
- Achtung: Freitags ist der Taj geschlossen!
- Es gibt mehrere Eingänge zum Taj, wobei es praktisch egal ist, welchen ihr nehmt
- Wir konnten die Tickets direkt am Eingang kaufen und mussten nicht erst an eine Touristenverkaufsstelle
- Meiner Meinung nach lohnt es sich, den hohen Eintrittspreis zu zahlen, da der Anblick unvergesslich bleiben wird
- Kleidung: Am besten lange Hose und Schultern bedeckt. Für viele Muslime ist der Taj ein heiliger Ort. Das kann man respektieren.
- Wir waren im November dort, da ist es eh nicht so heiß und auch erträglich in längeren Klamotten.
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